Tierquälerei in Schweinezucht-Stern TV berichtet-Staatsanwaltschaft ermittelt
Quellenangabe: „obs/Die Lebensmittelwirtschaft e.V./Ralf Baumgarten“

Köln  Ein Schweinezuchtbetrieb hat ein Qualitätssiegel trotz Tierquälerei – wie ist das möglich? stern TV hat am Mittwochabend, den 19.10.2016 erschütternde Bilder aus einem Schweinestall in Süddeutschland präsentiert, die der Tierschützer Friedrich Mülln mit versteckter Kamera aufgenommen hatte. Der Filmbeitrag zeigte abgemagerte Tiere mit offenen Wunden, die Ohren angefressen, die Gelenke geschwollen, viel zu wenig Platz im Stall, Dreck überall und tote Tiere dazwischen, die nicht entsorgt wurden. Doch – trotz dieser klaren Verstöße gegen den Tierschutz – war der Hof bis zu den Recherchen von der „Soko Tierschutz“ und stern TV mit gleich drei Gütesiegeln ausgezeichnet. Und: Im Kundenmagazin einer großen Metzgereikette, die ihr Fleisch von dem Hof bezieht, präsentierte sich der Landwirt als verantwortungsvoller Lieferant, dem das Wohl der Tiere am Herzen liegt.

„Für uns ist das auch sehr befremdlich“, sagte live bei stern TV Robert Römer als Vertreter des Unternehmens, das die QS-Prüfzeichen vergibt. Eine Erklärung für die katastrophalen Zustände hatte er nicht. Bei dem besagtem Betrieb habe 2014, 2015 und 2016 jährlich eine Kontrolle stattgefunden. „Aber da gab es nie Hinweise darauf, dass solche Zustände vorliegen.“ Im Gespräch mit Steffen Hallaschka versichert der QS-Vertreter jedoch: „Wenn etwas auffällt, reagieren wir sofort.“ So sei dem Betrieb aus Merklingen inzwischen auch das QS-Siegel entzogen worden.

Und auch die Metzgerei und das zuständige Landratsamt, in dem pikanterweise auch der Schweinemäster selbst angestellt ist, haben reagiert, als stern TV sie mit den grauenvollen Bildern konfrontierte: Die Metzgerei kündigte noch vor Ausstrahlung des TV-Beitrags an, dass es „mit sofortiger Wirkung die Geschäftsbeziehungen mit besagtem Landwirt eingestellt hat“. Und das Landratsamt Donau-Alb-Kreis räumte ein: „Bei den aktuellen Prüfungen und Kontrollen wurde festgestellt, dass von den über 1.200 Mastschweinen rund 15 Prozent Erkrankungen und Verletzungen aufwiesen.“ Inzwischen ermittelt sogar die Staatsanwaltschaft wegen Tierquälerei gegen den Landwirt.

„Das ist ein absoluter Skandal“, sagte die Gutachterin für Tierschutz Diana Plange live bei stern TV. Dem Landwirt hätte sofort die Betriebserlaubnis entzogen werden müssen. Denn: „So grobe Tierschutzverstöße in einem so widerlichen Ausmaß habe ich noch nie gesehen.“ Scharfe Kritik äußerte die Fachtierärztin bei stern TV auch an der QS-Praxis: „Was ist für Verbraucher ein Siegel wert, wenn dann solche Bilder auftauchen – das ist ein Unding“, sagte Plange. Auch der Gründer der „Soko Tierschutz“ Friedrich Mülln, der seit den 1990er Jahren das Treiben in Mastbetrieben dokumentiert, äußerte sein Unverständnis über das Maß an Verwahrlosung der Tiere. „Das sind katastrophale Zustände. So etwas habe ich in 23 Jahren noch nicht gesehen.“ Aber: „Wundern braucht man sich darüber nicht“, so Mülln. Denn: Dass der Landwirt selbst bei dem für ihn zuständigen Landratsamt arbeiten würde „das hat schon ein merkwürdigen Beigeschmack.“

 

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(ots)

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