Am 27. November 2016, gegen 8:50 Uhr, wurde die Polizei in die Flüchtlingsunterkunft an der Todtglüsinger Straße gerufen. Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes hatte einen verletzten Bewohner gemeldet. Als die ersten Beamten das Gelände erreichten und auf die Wohnanlage zugingen, stellte sich ihnen ein 28-jähriger Algerier in den Weg und beschimpfte die Beamten lautstark. Die Beamten forderten den Mann auf, den Weg frei zu machen. Daraufhin ergriff der Mann eine Glasscherbe, schnitt sich mehrmals oberflächlich in die eigenen Arme und den Oberkörper und hielt sich die Scherbe an den Hals. Im nächsten Moment richtete der Mann die Scherbe in Richtung der Beamten und griff sie damit an. Die Polizisten setzten Pfefferspray ein und brachten den 28-Jährigen zu Boden, um ihn zu fesseln. Hierbei wehrte sich der Algerier so heftig, dass insgesamt fünf Beamte leicht verletzt wurden. Ein 40-jähriger Beamter erlitt einen Schlag ins Gesicht und musste später wegen Verdachts auf Nasenbeinbruch im Krankenhaus behandelt werden.
Erst jetzt konnten die Polizisten gemeinsam mit dem Rettungsdienst weiter in das Gebäude vorgehen. Dort fanden sie einen 23-jährigen Algerier mit Stichverletzungen an Brust und Rücken in seinem Bett liegend vor. Der Mann kam mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus Buchholz wo aufgrund akuter Lebensgefahr eine Notoperation durchgeführt werden musste. Ein 22-jähriger Marokkaner wurde unter dem dringenden Tatverdacht, auf den 23-jährigen Algerier eingestochen zu haben, noch in der Flüchtlingsunterkunft vorläufig festgenommen. Der genaue Tatablauf und eine mögliche Motivlage sind noch unklar. Der Zentrale Kriminaldienst hat die Ermittlungen vor Ort übernommen und erste Vernehmungen durchgeführt. Kriminaltechniker sicherten Spuren.
Derzeit ist völlig unklar, warum sich der 28-jährige Algerier den Beamten in den Weg stellte. Der Mann wurde auf der Dienststelle von einem Arzt begutachtet, der die zwangsweise Unterbringung in einer geschlossenen Psychiatrie anordnete.
Inspektionsleiter Uwe Lehne sagt zu dem Einsatz: „ich bin froh und stolz, dass meine Beamten in dieser schwierigen Situation so besonnen reagierten. Ich wünsche den Verletzten eine schnelle Genesung. Dieser Einsatz zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, über eine non-letale Distanzwaffe wie einen Taser nachzudenken. Hätte der Einsatz des Pfeffersprays hier keine Wirkung gezeigt, wäre ein Schusswaffeneinsatz möglicherweise unvermeidbar gewesen.“
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Text Jan Krüger – Polizeiinspektion Harburg